Sibylle Raatz
In der Höhle des alten Schäfers
Leseprobe
Er musste es schaffen! War der Strick nicht bald durch? Wie lang brauchte das denn noch?
Er versuchte zu zerren, spürte aber kein merkliches Nachgeben. Noch nicht.
Das braucht seine Zeit, Stefan! Versuch es weiter!
Hinter der Steintür waren Geräusche zu hören. Wer weiß, was der Kerl da gerade anstellte.
Warum waren sie nur so dumm gewesen, den zweiten Ausgang zu verschweigen? Er hätte seinem Gefühl vertrauen sollen, das ihm sagte, dass Cazalle es wissen musste, statt auf die kindische Abneigung Adrians zu hören.
So, jetzt noch mal versuchen. Ein wenig lockerer fühlte es sich schon an. Noch ein bisschen.
Nun waren die Freunde wahrscheinlich in einer ähnlich schlimmen Lage wie er selbst, falls sie noch lebten. Aber darüber wollte er lieber nicht allzu genau nachdenken. Und der Verbrecher würde entkommen. Er war schuld. Hätte er doch nur …
Jaques schien etwa zu sortieren oder umzuräumen, es klapperte metallisch im Nebenraum, und durch die angelehnte Steintür fiel ein dünner Lichtstrahl, gerade genug, um in dem Gewölbe Umrisse erkennen zu können.
Stefan stöhnte leise.
Welch Pein, immer wieder rieben seine Handgelenke über den Stein statt der vertrackten Schnur. Nicht aufgeben!
Noch ein bisschen.
Und noch ein wenig. Jetzt versuchen!
Die Fesseln gaben nach, und mit einem letzten Ruck konnte der Junge sich befreien. Seine aufgeschürften Hände und Gelenke schmerzten grässlich, aber er war frei.
Und jetzt? Konnte er den Kerl überwältigen? Er war durchtrainiert, aber kleiner, und er hatte keine Waffe. Flucht war seine einzige Chance.
Zum Buch
Auf einer Wanderung durch die einsame Karstlandschaft von Südfrankreich genießen Stefan und sein französischer Freund Luc in schönster Ferienstimmung ihre Unabhängigkeit. Besonders Stefan sind die fast verlassenen Dörfer, die verfallenen Gutshöfe, überwucherte Mauerreste, brach liegende Felder ein abenteuerliches Erlebnis.
Doch während der Übernachtung in einer Scheune werden die Jungen durch nächtliche Umtriebe gestört. Was sucht der Bauer in der Nacht in seiner Scheune? Die Frau des Bauern vertieft das Misstrauen der Jungen, indem sie sie vor Geistern warnt.
Auch später werden die Freunde immer wieder von seltsamen Erlebnissen beunruhigt. Es gelingt ihnen, den Jungen Adrian aus einer Karsthöhle zu retten. Er vertraut ihnen an, dass er auf der Suche nach einer Höhle mit steinzeitlichen Bildern ist, von der ihm ein alter Schäfer erzählt hat.
Sie finden zu ihrer Freude und Adrians Begeisterung Höhle und Bilder – aber auch etwas anderes: nämlich ein verstecktes Waffendepot. Zu ihrem Entsetzen werden sie dort von den Verbrechern überrascht.
Mit Mut und Entschlossenheit gelingt es den Jungen, die Situation, die sich im Laufe der Handlung noch weiter gefährlich entwickelt, zu meistern.
Ein ungewöhnlich spannendes Buch, das dem Leser auch einen Einblick in die Landschaft, in der es spielt, und in die Welt der Tropfsteinhöhlen gibt.
Zur Autorin
Sibylle Raatz legt hiermit ihren zweiten Roman bei Laetitia vor. Ihre Neigung zur Welt des Abenteuers zeigte sich schon früh: während ihrer Schulzeit Reitertouren in Deutschland, Frankreich und Irland, Segeltörns in Holland.
Im Rahmen ihres Studiums der Medizin gab es längere Aufenthalte in Israel und USA. Sie konnte Wüstenerfahrungen gewinnen (Negev, judäische Wüste, Arizona), aber auch Kenntnisse in der Höhlenforschung und im Hochgebirgsklettern.
Ihre Ausbildung zur Fachärztin der Allgemeinmedizin erhielt sie u. a. an verschiedenen Kliniken in England.
Heute lebt sie verheiratet und mit drei Söhnen (14 bis 18 Jahre) in der Nähe von München.
Für Kinder und Jugendliche ab 11 Jahre
Geschenkausgabe in HalbleinenTitelbild: Doris Eisenburger
ISBN 978-3-934824-28-7
201 Seiten – € 14,80
zur Buchbestellung
Geschenkausgabe in HalbleinenTitelbild: Doris Eisenburger
ISBN 978-3-934824-28-7
201 Seiten – € 14,80
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